Zweitfamilien, Zweitfrauen, Zweitmänner - Meinungsaustausch Erst- und Zweitfrauen

Gehöre ich zu den Ausbeuterinnen?

Gehöre ich zu den Ausbeuterinnen?

Hallo,
bin neu hier und lese mich durch das Forum. Ich selbst bin Erstfrau gewesen und jetzt Zweitfrau. Kenne also beide Seiten. Meine beiden minderjährigen Kinder bekommen Unterhalt von ihrem Vater, ich selbst habe darauf verzichtet und arbeite ganztags, was nicht einfach ist bei der miesen Betreuungssituation für Schulkinder in diesem Land. Mein Ex zahlte in den vergangenen Jahren für beide Kids ca. 250 Euro unter der Düsseldorfer Tabelle, weil ich ihm zugestehen wollte, dass er sich wieder etwas aufbauen kann. Nun ist es aber so, dass seine neue Freundin nur halbtags arbeitet (sie hat einen 15-jährigen Sohn) und durch ihn mitversorgt wird. Irgendwann hat mir das gereicht und ich habe nun für die Kinder den vollen Kindesunterhalt eingefordert. Ich muss gestehen, dass ich wütend bin und auch neidisch, denn so gut hätte ich es auch gern mal: eine Halbtagsarbeit würde mir völlig ausreichen. Leider tut sie das finanziell nicht und mir bleibt nichts anderes übrig, als weiterhin Vollzeit zu arbeiten. Gehöre ich, wenn ich den vollen Unterhalt für die Kinder einfordere (nachdem er die letzten 6 Jahre wie gesagt reduziert war) zu den Ausbeuterinnen? Irgendwie habe ich es nicht mehr eingesehen, dass ich ein relativ hartes, seine Neue hingegen ein wesentlich angenehmeres Leben habe. Was meint ihr? Ich habe hier einige Beiträge gelesen, in denen Frauen schreiben, dass sie mit Rücksichtnahme auf den Ex nicht den Unterhalt lt. Tabelle einfordern. So habe ich es auch gemacht. Dazu sagen möchte ich auch noch, dass mein Ex nicht mit Geld umgehen kann und chronisch pleite ist. Irgendwie will ich ihm jetzt mal zeigen, dass man sich nicht immer aus der Veranwortung stehlen kann, indme man nur rumjammert, wieviele Schulden man doch hat. Er hat es in den vergangenen Jahren gar nicht erst versucht, sich aus dem Schlamassel zu ziehen, trotzdem ich weniger forderte. Wäre für Eure Meinungen sehr dankbar! Denn irgendwie plagt mich ja doch das schlechte Gewissen, denn ich wollte nie in diese Kategorie der Frauen gehören, die ihre Exe ausziehen. Das Beispiel habe ich gerade zu Hause mit meinem LG, dem noch nicht mal der Selbstbehalt bleibt.
Liebe Grüße
Reni

Re:

Hallo Reni,

wenn sich die Sache wirklich so verhält, wie du sie darstellst - bei der
zwangsläufig
subjetiven Darstellung der Betroffenen ist natürlich immer ein gesundes Maß an
Skepsis angesagt - bist du meines Erachtens überaus großzügig gewesen.
Man könnte sogar so weit gehen und sagen, indem du auf den Regelunterhalt verzichtet
hast, hast du damit sogar den Kindern geschadet, die deshalb gewiss auf manches
verzichten mussten, was gut und wünschenswert gewesen wäre.

Zwar ist es für mich eine Sache der Selbstverständlichkeit, dass "erwachsene"
Menschen auf nachehelichen Unterhalt verzichten. Ich halte es geradezu für
unanständig solchen zu fordern und mit größter selbstverständlichkeit einzustreichen;
von wenigen sehr gut begründeten Ausnahmefällen einmal abgesehen (z.B. Krankheit,
Alter, unverschuldete Not).

Allerdings ist dein Verzicht darauf vor dem Hintergrund der hiesigen
"Rechts"wirklichkeit sehr anständig und fair. Das kann und sollte an Entgegenkommen
genügen.

Verlange den Regelunterhalt oder klage ihn widrigenfalls ein. Du kannst übrigens
sogar noch eine Nachzahlung für mindestens die letzten beiden Jahre verlangen bzw.
einklagen (würde ich allerdings nicht tun, das sieht zu sehr nach Rache aus, obwohl
das den Abzockerinnen völlig gleichgültig ist und den Richtern sowieso.
Beide sind von Gewissensqualen gleich welcher Art gänzlich frei - die haben's
vielleicht gut.


LG
Hartmut





Hartmut Schewe
Im Hau 15
72631 Aichtal-Neuenhaus
Tel: 07127/56702

Einen Menschen braucht man nicht erst zum unrechten Tun anzustiften; es genügt, ihn
nicht davon abzuhalten (Prof. Dr. Klenner)

Re: Re:

Hallo,
warum überläßt Du nicht die Hälfte der Betreuungsarbeit dem Vater und seiner neuen Frau?
Dann lohnt es sich wenigstens, daß sie nur halbtags arbeitet und Deine Schwierigkeiten bzgl. der schlechten Betreuungssituation sind auch behoben.

Re: Gehöre ich zu den Ausbeuterinnen?

hallo reni!

auch mein ex hat lange unter der dus gezahlt!

als ich mehr unterhalt für unsere tochter wollte, wurde er richtig sauer!

dabei geht das ganze geld definitiv für das kind raus!

mehr unterhalt wollte ich wegen nachhilfe.

ich habe mal ausgerechnet, was unsere tochter monatlich kostet, inkl. miete,
strom etc, aber ohne klamotten, waschmittel, und kam mal eben auf 600 euro.
mein ex zahlt seit 3 monaten 284 euro und meinte, damit mache ich mir ein
schönes leben.

er hätte auch noch einen sohn (dem ich mal eben ein paar gute klamotten
mitgegeben habe, weil sie dem "umgangs"sohn meines lg zu klein waren, und ie
waren eigentlich noch neu).

also, nimm deinen ex in seine verantwortung.

wenn es sich bei mir nicht um 21 euro handeln würde, würde ich meinen ex
auch verklagen, aber das rechnet sich nicht.

lieben gruß,l
ellen

Re:

Tach "Mirabelle"

gute Idee! Warum bin ich eigentlich nicht selber drauf gekommen?

Vielleicht deshalb, weil ich den vorliegenden Äußerungen entnommen habe, dass der
Vater an einem engen Umgang oder gar der Betreuung an den eigenen Kindern nicht
sonderlich interessiert wäre.
Soll's ja geben, so was.

Ob das etwas voreilig war? Muss mal in mich gehen und nachsuchen.

Und wenn das Interesse des Vaters gebremst wäre, könnte das nicht auch an der
umgangsverhindernden oder zumindest -erschwerenden Mutter mit Besitzanspruch liegen,
die das alles vielleicht sehr unbewusst tut? Gesellschaftlichen Ideologien folgend?
Soll's ja auch geben, sowas.

Grübel, grübel
Hartmut



> Hallo,
> warum überläßt Du nicht die Hälfte der Betreuungsarbeit dem Vater und seiner neuen Frau?
> Dann lohnt es sich wenigstens, daß sie nur halbtags arbeitet und Deine Schwierigkeiten bzgl. der schlechten Betreuungssituation sind auch behoben.





Hartmut Schewe
Im Hau 15
72631 Aichtal-Neuenhaus
Tel: 07127/56702

Einen Menschen braucht man nicht erst zum unrechten Tun anzustiften; es genügt, ihn
nicht davon abzuhalten (Prof. Dr. Klenner)

Re:

Danke erst mal an alle, die mir geantwortet haben. Ich finde den Meinungsaustausch sehr wichtig und auch ermutigend. @Mirabelle: Der Kindesvater wohnt 150 km weit weg, insofern stellt sich die Frage nach einer gemeinsamen Betreuung nicht. @haSch: Der Vater hatte und hat regelmäßigen Umgang: alle 14 Tage die Wochenenden und regelmäßig die Hälfte aller anfallenden Ferien im Schuljahr. Ich bin selbst ein Scheidungskind und durfte keinen Kontakt zu meinem Vater haben, deswegen steht für mich ein funktionierendes Umgangsrecht an allererster Stelle. Wir treffen usn sogar auf der halben Strecke, um zu vermeiden, dass er die Kinder wg. chronischen Geld- und daher auch Benzinmangels nicht holt.Ich dachte immer, ich hätte alles nur erdenkliche getan, damit meine Kinder ihren Vater sehen können, auch auf einen Teil des Unterhalts verzichtet, damit er in der Lage ist, sie zu holen. Ich glaube nicht, dass ich durch diesen Verzicht den Kindern geschadet habe. Im Gegenteil: hätte ich den vollen Unterhalt eingefordert und ihn noch allein auf den Benzinkosten sitzen gelassen, wäre der Kontakt schon längst abgerissen, da ihm sein persönliches Wohlergehen viel wichtiger ist als das der Kinder.
Gruß
Reni

Re: Gehöre ich zu den Ausbeuterinnen?

Hallo Reni,
Ausbeuterin? Dass ich nicht lache. Ich habe selbst zwei kleine Kinder von meinem Ex, der auch immer pleite ist, und bisher weit unter der Mindestgrenze gezahlt hat. Nun habe ich seit fast einem Jahr einen neuen Gefährten, dessen Ex-Frau wirklich ausbeutet. Er zahlt vollen Unterhalt, die Krankenversicherung samt Eigenanteil und auch noch die Hälfte des Kindergartenbeitrags von insgesamt 416 EUR. Das macht zusammen über 550 EUR. Und daneben erhalten wir Drohanrufe, und nie klappt es mit dem Umgang, obwohl sich mein und sein Sohn sehr gut verstehen und sich kaum trennen können.
Du hast völlig recht, wenn Du den Mindestunterhalt verlangst, ich hab das auch vor, denn das beste wäre immer noch der Mittelweg.
Zu viel zahlen müssen ist Mist. Aber zu wenig nutzt auch niemanden was.
Nur Mut! Grüße, Barbara

Re: Re:

Hallo,

ich weiss nicht ob den Kindern damit gedient ist wenn die Mutter auf einen Teil des Kindesunterhaltes verzichtet. Ich stecke mitten in einem nicht ganz so netten Scheidungsverfahren. Er hat von Anfang an pro Monat 150,00 € zu wenig gezahlt. Gut, er verdient halbwegs, so dass wir trotz allem über die Runden kommen. Aber ist einfach so, dass ich den Kindern bestimmte Dinge verweigern muss weil ich sie nicht bezahlen kann. Meine Anwältin hat mal ausgerechnet dass ich allein über den Sportverein der Kinder und die Fahrerei über 300,00 € pro Monat ausgebe. Dann ist halt ein Skilager oder auch ein zusätzlicher Ballettkurs nicht mehr drin. GAnz zu schweigen davon, dass ich schon ewig nichts mehr für mich machen konnte, da das GEld einfach fehlt.

Und bei dem letzten Scheidungstermin war er so unkooperativ, dass die Richterin nun selbst alles per Urteil entscheiden wird. Damit ist er finanziell weitaus schlechter dran als mit einem Vergleich. Dem ich natürlich zugestimmt hätte. Was habe ich davon, wenn er sauer auf mich ist??

Sophie

Re:

Nun, die Mutter meines Sohnes zahlt mit Ach und Krach seit neuestem
wenigstens (freiwillig durch sanften Druck bewirkt) 150€, da ich durch
wiederheirat keinen Unterhaltsvorschuß erhalte.
Auch uns geht es finanziell nicht gerade gut. Auch ich muss sparen wo es
geht!
Wielange sie sich diesmal an die Vereinbarung hält, weiss ich nicht,
aber ich hoffe das beste!

Wenn sie sich an der Betreuung des Kindes (z.B. gelegentliche
Übernachtung / Besuchswochenende) beteiligen würde, dann würde ich sogar
noch weniger fordern - andererseits sind wir alle, ich, mein Sohn, meine
zweite Frau und die Kindsmutter von den ewigen Streitereien und
Konflilten derart zermürbt, dass wir die derzeitige Funkstille als
erholsam empfinden. Entgegen meiner Überzeugung pro Gemeinsame Sorge und
pro Betreuungsumgang / Wechselmodell.

Mein Sohn (9J.) spielt Fußball im Verein und ist zusätzlich im
Schwimmverein - bedeutet drei Trainingseinheiten je Woche in zwei
Vereinen, gelegentlich fahren und Kuchenbacken für mich dazu.

Wenn ich die freiwilligen (seltenen) Fahrten zum Turnier (könnte bei dir
der Vater ja auch machen und täte er das nicht gerne?) nicht mit
einrechne, und wenn ich bedenke, dass mein Sohn ohnehin ein Fahhrad und
eine ÖPNV-Karte benötigt, dann komme ich nichtmal auf 300€ im Jahr.

Also ist dein Kind entweder in einem privaten Club (z.B. Fitness,
Balett) oder deine Anwältin sollte sich einen neuen Taschenrechner zulegen!

Da kann ich z.B. Casio mit Solarstrom für je nach Modell 15 bis 25 €
empfehlen - nahezu unverwüstlich und zuverlässig!

300€ pro Monat für sportliche Aktivität, das ist doch wahnsinn, soviel
kostet nichtmal unser Hort inclusive Mittagessen! Was verdient denn dein
Ex und welchen Lebensstandart willst du denn deinem Kind auf seine
Kosten bieten?

Gruß Torsten

Re: Re:

Hallo Sophie,

so deine Kiddies turnen also. Und zum Sportfest nach Berlin dürfen sie auch, das ist doch klasse. Wie ist denn der Vater in die sportlichen Aktivitäten der Kinder eingebunden?

Interessiert er sich dafür? Unterstützt er sie dabei? Lässt du das zu?

Vielleicht wiil er ja mit ihnen nach Berlin fahren, wenn es auf sein Wochenende fällt! Wenn er da eingebunden ist hat er vielleicht auch mehr verständnis für die kurzfristigen Termine!
Hat er die Telefonnummer des Trainers? Hat der/die seine Telefonnummer?
Wäre seine Mitwirkung nicht auch eine große Unterstützung für dich, wenn die Kinder an unterschiedlichen Wettkämpfen teilnehmen? Haben die beiden immer gemeinsame Termine?

Als mein Sohn noch bei seiner Mutter wohnte habe ich nie einen Umgang wegen einem Spiel oder Turnier wegfallen lassen, dann bin ich halt mit ihm hingegangen. Manchmal haben wir getauscht, damit der jeweils andere den Termin übernimmt, wenn es nicht gepasst hat - trotz starker persönlicher Elternkonflikte! Diese Termine werden mitunter auch erst ein bis zwei Wochen vorher bekannt gegeben.

Weiterhin fällt es dem unterhaltspflichtigen Elternteil oftmals emotional wesentlich leichter den Unterhalt zu leisten, wenn er bestimmte Fixkosten (Verein, Musikschule, Hort etc.) direkt bezahlt und das auf die Unterhaltsleistung angerechnet wird!
Das lässt ihn nicht nur sein Gesicht wahren, sondern sich auch in der elterlichen Verantwortung wesentlich besser wiedererkennen! Oftmals reicht hier auch das Angebot aus und man wird hören: "also gut dann lassen wir es wie es ist, aber schön dass du mir die Möglichkeit gibst und mich über die Kosten / Ausgaben aufklärst!"

Hier kann man sehr viel mit Kommunikation bewirken!

Gruß Torsten