Zweitfamilien, Zweitfrauen, Zweitmänner - Umgangsrecht

Kinder dürfen nicht zu ihrem Vater

Kinder dürfen nicht zu ihrem Vater

Hallo, vielleicht kann mir ja jemand helfen. Mein Freund hat zwei Kinder, drei und fünf Jahre. Anfangs kamen die Kinder alle zwei Wochen regelmäßig Samstags zu ihm. Ende letzten Jahres verlangte sie plötzlich mehr Unterhalt und hat ihn verklagt. Seine Anwältin hat dann Anfang des Jahres ausgerechnet das er weniger zahlen muß als bisher und das auch tun sollte. Nach der ersten reduzierten Zahlung kommen die Kinder nicht mehr. Die große ruft immer zwei Tage vorher an und sagt sie wolle nicht mehr zu ihm. Er sei immer so böse. Dabei tut er immer alles für die beiden und wenn sie da waren haben sie jedesmal beide total geweint wenn sie nach hause sollten. Was kann man denn da jetzt machen? Mein Freund ist total am Ende. Redet sogar von Selbstmord usw. Vielleicht kann mir ja jemand weiterhelfen.

Re: Kinder dürfen nicht zu ihrem Vater

Liebe Namensschwester ;-)!

Ich bin auch Stiefmutter und kenne Dein Problem. Als die Mutter der Kinder aus nichtigem Anlaß auf mich eifersüchitg wurde brachte sie die Kinder plötzlich nicht zu uns sondern zu den Großeltern. Wir sind damals sofort zum Jugendamt gegangen. Ich weiß, daß es hier im Forum viele Geschichten gibt, in denen übele Erfahrungen mit dem Jugendamt berichtet wurden, aber bei uns hat das geholfen. Wir haben der Mutter klar gesagt, daß wir vom Jugendamt Unterstützung bekommen und ein gemeinsames Gespräch anstreben. Soweit ist es gar nicht gekommen, sie hat vorher schon eingelenkt. Das war natürlich auch ziemlich viel Glück.

Ich würde an Eurer Stelle das Gespräch mit der Mutter suchen, bevor ihr weitere Maßnahmen einleitet. Als Ziel sollte sich Dein Lebensgefährte eine schriftlich fixierte Umgangsreglung setzen, an die sich alle Parteien halten. Erst wenn diese Gespräch scheitern, oder die Mutter nicht zu einem Gespräch bereit ist, würde ich weitere Schritte gehn (Anwalt, Familiengericht). Diese würde ich wahrscheinlich schon gleichzeitig gut vorbereiten, denn je länger sich ein Umgangsboykott hinzieht umso schwieriger ist es etwas dagegen zu unternehmen.

Hier einige Argumentationshilfen:

Umgang und Unterhalt sind zwei getrennte Paar Schuhe. Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. Das Recht auf Umgang ist nicht verwirkt, wenn weniger Geld da ist.

Die Mutter sollte sich in ihrer Rolle als Mutter nicht bedroht fühlen. Macht ihr klar, daß ihr ihre Mutterrolle nicht in Frage stellt und nicht zu ihr in Konkurrenz treten wollt.

Vielmehr sollte die Mutter immer wieder darauf hingewiesen werden, daß die Umgangszeiten sie ja auch entlasten. Schließlich hat sie dann ja auch Zeit für sich.

Kinder brauchen für eine gesunde Entwicklung eine stabile Beziehung zu Mutter und Vater. In den meisten Fällen ist die Rolle von Vater und Mutter unterschiedlich, beide sind jedoch wichtig. Die Mutter sollte darum den Umgang zum Vater fördern, da dieser für sie von großer Bedeutung ist.

Es gibt die Elternebene und die Paarebene. Die Mutter sollte sich darüber klar sein, daß sie einen Konflikt auf der Paarebene auf dem Rücken der Kinder austrägt und damit den Kindern Schaden zufügt.

Noch ein paar Worte zu der Rolle der "Stiefmutter": Die oben beschrieben Anregungen kann Dein LG nur alleine machen. Ich hab damals bei uns den Termin beim Jugendamt ausgemacht und bin auch mitgekommen. In unserem Fall war das okay. Ich hab mir aber sagen lassen, daß das nicht immer günstig ist und es besser ist eine neutrale Person mitzunehmen (alleine hingehen ist auch nicht günstig). Mit der Mutter bin ich nur einmal direkt in Kontakt gekommen (als sie bei uns Telefonterror gemacht hat und mein Mann einfach zu erschöpft war um nochmal mit ihr zu reden). Das Telefonat war sehr heftig, aber ich konnte viel erreichen. Nur mir selbst hat das nicht gut getan... Heute misch ich mich überhaupt nicht mehr dirket ein. Ich unterstütze meinen Mann indem ich ihn tröste und berate.

Mein Mann war damals ebenso verzweifelt, wie ich es in Deinem Posting für Deinen LG heraushöre. Es ist eine unglaublich belastende Situation. Versuche ihn so weit es Dir gelingt zu unterstützen, aber pass auch ein bißchen auf, daß es Dir nicht zuviel wird... Vielleicht kann sich Dein LG Unterstützung bei einer VafK-Gruppe in Eurer Nähe holen?

Liebe Grüße, Anne

P.S.: Du kannst mich auch gern per Mail anschreiben. Meine Mailadresse findest Du im Header